Offensichtlich ist unsere Debattenkultur im Arsch. Das muss ich leider so drastisch konstatieren, nicht erst seit der letzten Ratsversammlung. Form, Ton und Inhalt der Wortbeiträge verharren auf legendär unsachlichem Niveau, der vermeintliche Gegner wird verbal angegriffen, polemisch herabgewürdigt und mit wüstesten Unterstellungen überzogen. Die Unfähigkeit, eine andere als die eigene Überzeugung gelten zu lassen, einen anderen Standpunkt als den eigenen einzunehmen oder zumindest zu akzeptieren, dass das Gegenüber aus vorliegenden Fakten andere Schlüsse zieht als man selbst, greift um sich. Jegliche Versuche, eine wenn auch noch so kleine Schnittmenge an Gemeinsamkeiten festzustellen, sind als “Relativieren” verpönt und werden abgestraft. Wenn die politische Konkurrenz gewinnt, dann ist dies quasi nicht weniger als der Untergang des Abendlandes. Wenn sich diese, spätestens seit der OBM-Wahl 2020 zu beobachtende Entwicklung nicht umkehrt, dann wird der Kommunalwahlkampf 2024 “lustig”. Wie empfinden Sie das? Welchen Eindruck haben Sie von der kommunalpolitischen Landschaft? Wie würden Sie die Herausforderung lösen, unterschiedliche Sichtweisen miteinander zu vereinbaren?
Ute Elisabeth Gabelmann, Stadträtin
Veröffentlicht im Amtsblatt der Stadt Leipzig am 06. Mai 2023