Masterplan als Grundlage zum Bebauungsplan Nr. 416 „Freiladebahnhof Eutritzscher / Delitzscher Straße“. Umsetzung der Beschlüsse. (VII-DS01283-NF-03)
Einreicher: Dezernat Stadtentwicklung und Bau
Aus der Ratsversammlung am 24.11.2020
Stadtrat Köhler (Freibeuter): “Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister! Meine Damen und Herren Beigeordnete! Liebe Kolleginnen und Kollegen Stadträte! Liebe Zuschauer im Livestream! Werte Pressevertreter! Der Vorteil, wenn man als letzter spricht, ist immer, dass alles schon gesagt wurde. Ich möchte es also nicht wiederholen. Wie vorhin unser Kämmerer möchte ich eigentlich einmal mit etwas Positivem beginnen.
Der Freiladebahnhof: Für Herrn Prof. Abraham ist es der TV-Club. Für mich ist der Freiladebahnhof meine Kindheit, meine Jugend, ein Teil meines Erwachsenlebens. Ich bin nämlich in dem Gebiet groß geworden und habe von meinem Kinderzimmerfenster den Blick auf den Freiladebahnhof gehabt. Die Älteren hier unter uns kennen vielleicht auch noch die Situation, dass vom Leipziger Freiladebahnhof über Anschlussgleise zum Beispiel Kesselwagen in die Prellerstraße transportiert wurden, wo der Rangierer dann mit seinem Glöckchen entlanglief.
Im Winter 1978/1979 – auch daran erinnern sich einige noch – habe ich auf diesem Gelände bei der Deutschen Reichsbahn angefangen; allerdings nicht als Eisenbahner, sondern als Gummibahner, wie wir uns nannten, im Kfz-Bereich. Ich kenne das Gelände in dem damaligen Zustand. Ich kenne auch den Zustand, als die Haltestelle Chausseehaus ein Knotenpunkt für Arbeitskräfte war, die sich zu jedem Schichtbeginn und Schichtende dort stauten, und dass die Kneipe Freiladebahnhof die Wasserstelle aller Eisenbahner war.
Es war ein Schock, als die Bahn nach der Wende das Ganze so nach und nach herunterfuhr und dieses Gelände in der Bedeutungslosigkeit von Leipzig versank. Ich bin froh, dass dort jetzt ein Quartier entsteht, was sich hoffentlich als lebendiges Quartier zwischen den bestehenden Quartieren Eutritzsch, Gohlis und so weiter einfügen wird.
Die Anforderungen, die stehen, sind groß. Die Erwartungen sind groß. Ich hätte mir gewünscht, dass wir vielleicht noch die Straßenbahnlinie über die Roscherstraße – wenn schon nicht quer durch das Gelände – geschafft hätten. Ich bin aber auch erst seit letztem Jahr hier dabei, sonst hätte ich das als ÖPNV-Mensch bestimmt mit angesprochen.
Natürlich wäre es mir persönlich und politisch lieber, wenn die Stadt Leipzig das Quartier selbst erschließen und bebauen könnte, schon rein von der Frage der Mietkosten her. Wir sind aber nicht bei „Wünsch dir was“, das wurde schon mehrfach festgestellt. Deshalb haben wir hier heute die Vorlage zur Abstimmung vorliegen. Die Freibeuter werden der jetzigen Fassung zustimmen.
Es wurde viel verhandelt und gestritten in der letzten Zeit. Es wurden viele Forderungen gestellt – berechtigte Forderungen, muss ich sagen; gerade die Forderung, was die Erstandienung betrifft, was die Sicherung der ganzen Maßnahmen, die mit dem alten Vorhabenträger vereinbart waren, und natürlich auch was die Weiterentwicklung betrifft. Herr Dr. Peter sprach schon vom Mobilitätskonzept, was überarbeitungswürdig ist.
Es sind viele Sachen passiert. Es gab natürlich auch in der kurzen Zeit, die ich mich erst damit beschäftige, Kommunikationsprobleme mit der Verwaltung, die wir alle mitbekommen haben. Es kam dann eben zu dem bewussten Punkt, wo uns diese Vorlage vorgelegt wurde und wir gesagt haben: Okay, das entspricht gar nicht dem, was eigentlich vereinbart war. Aber auch hier muss ich wieder sagen: Es hat sich in den letzten Wochen viel bewegt. Uns liegt jetzt eine Vorlage vor, die für uns zustimmungsfähig ist, und ich möchte eigentlich, dass es endlich losgeht.
Ein Hinweis noch von mir: Ich kenne das Gelände, das habe ich vorhin schon gesagt. Es wird mit der Erschließung losgehen. Die Bauträger werden einige Überraschungen erleben. Ich kenne die Art, wie damals gearbeitet wurde, ich weiß, was dort an Kontamination von Böden vorliegt. Es werden wahrscheinlich noch ein paar Bomben gefunden werden, Munitionsfunde und so weiter.
Es wird schwierig, aber es geht los. Bevor das erste Fundament gegossen wird und bevor das erste Haus bezogen wird, vergehen noch Jahre. Wir als Stadtrat haben diesen Vorgang zumindest bis zum Ende dieser Legislaturperiode noch mehrfach vorliegen und können dort noch eingreifen, wenn es Entwicklungen gibt, die dem entgegenstehen. – Danke.”
(Es gilt das gesprochene Wort)