Leipziger Kolonialgeschichte in die Erinnerungskultur aufnehmen (VII-A01512-NF-02)
Einreicher: Fraktion DIE LINKE
Aus der Ratsversammlung am 12.11.2020
Stadtrat Köhler (Freibeuter): “Sehr geehrter Erster Bürgermeister! Meine Damen und Herren Beigeordnete! Werte Kolleginnen und Kollegen Stadträte! Werte Zuschauer am Livestream! Ich bin etwas unvorbereitet; denn ich wollte eigentlich gar nichts sagen, aber ich muss.
Herr Albrecht, wir haben gestern zwei Beschlüsse zum Thema Erinnerungskultur gefasst. Das ist Geschichte. Mit Geschichte beschäftigen wir uns also schon. Wir haben eine Arbeitsgruppe Straßennamen, in der wir über Straßennamen diskutieren. Das ist auch Geschichte.
Natürlich hat Leipzig keine Kolonien gehabt, das ist vollkommen klar; Leipzig war ja kein Staat. Übrigens muss ich dazu sagen: Die Völkerschlacht zu Leipzig als Gedenken – wir als Sachsen haben die Völkerschlacht verloren. Wir waren auf der falschen Seite. Auch daran muss man immer mal denken.
Ich möchte eines sagen: Leipzig war immer eine Handelsstadt, und Handel hat ganz viel mit Kolonialismus zu tun. Mir geht es nicht darum, Denkmäler zu stürzen. Mir geht es nicht einmal darum, Straßennamen zu ändern. Das sage ich ganz ehrlich. Übrigens muss ich dazu sagen: Frau Nagel, die Völkerschauen fanden nicht im Zoo statt, sondern im Auftrag des Zoos auf der Rosenthal-Wiese statt. Ich habe sogar ein Bild davon.
Ich bin fest davon überzeugt: Man muss sich mit diesem Teil der Geschichte beschäftigen. Das ist wichtig, das ist auch gut.
Ein Beispiel: Franz Dominic Grassi, Nachkomme einer italienischen Kaufmannsfamilie, der sein Geld mit südländischen, exotischen Dingen verdiente, einer der großen Förderer unserer Stadt, dem wir als Stadt auch viel zu verdanken haben, aber es war wahrscheinlich Geld, das durchaus mit Kolonialgeschichte zu tun hat. Es geht nicht darum, das zu verurteilen – natürlich muss man es immer im Kontext der Zeit sehen -, aber man sollte es wissen. Das ist Geschichtsaufarbeitung. – Danke.”
(Es gilt das gesprochene Wort)