Superblocks – aber richtig!

Ist es nicht viel angenehmer mit dem Rad in einer Fahrradstraße zu fahren, als auf einem roten Streifen neben PKWs und LKWs und sind Sitzgelegenheiten vor dem Haus nicht besser als parkende Autos?

Klar, aber der Teufel steckt im Detail. Bei der Aufteilung des Verkehrsraums muss man verschiede Belange berücksichtigen; Ausreichend Platz zum Anliefern zum Beispiel, und bitte nicht zu weit weg, sonst wird es teuer. Und Lieferungen erhalten nicht nur Geschäfte sondern auch private Haushalte.

Nicht jeder kann aufs Auto verzichten. Kunden benötigen Parkplätze. Anwohner wollen ihr Auto abstellen. Und was ist mit den Mitarbeitern, die mit dem Auto von außerhalb kommen? Sie benötigen während der Arbeitszeit einen Parkplatz.

Alle Betroffenen müssen rechtzeitig in den Prozess eingebunden werden. Das hat die Verwaltung wieder mal versäumt. Das Parken von Mitarbeitern wurde überhaupt nicht abgewogen.

Wenn parallel zur Eisenbahnstraße eine Fahrradstraße entsteht, kann dann nicht der Radstreifen auf der Eisenbahnstraße entfallen? Mehr Platz für Grün oder zur Anlieferung. Darüber wurde nicht nachgedacht. Wer seine Hausaufgaben nicht macht, muss nachsitzen.

Sven Morlok, Fraktionsvorsitzender

Veröffentlicht im Amtsblatt der Stadt Leipzig am 20. April 2024

Völkerschau gedenken

Völkerschauen sind ein Thema das man sich heutzutage kaum noch vorstellen kann. Menschen wurden aus unterschiedlichen Ecken der Welt geholt, um vor deutschen Zuschauern präsentiert zu werden – hier in Leipzig. Manche der Teilnehmer kamen zwar aus freien Stücken und unterschrieben Verträge, die ihre Unterbringung (oft im Zoo mit Tieren) sowie die Verpflegung und medizinische Versorgung regelten.

Dabei bewegten sie sich aber im historischen Setting der Kolonialzeit und damit in einem System der strukturellen Ungleichheit. Die Völkerschauen trugen dazu bei, dass sich stereotype Ansichten über fremde Völker als unzivilisiert etablierten. Den Freibeutern fehlt es hier an einer vernünftigen Aufarbeitung dieses ungemütlichen Teils der deutschen und Leipziger Geschichte.

Rückblick, Erinnerung und Reflexion gehören zur deutschen Kultur. Sie ist ein wichtiger Bestandteil des Fortschritts einer Gesellschaft. Es ist deshalb wichtig, mit einer physischen Mahnmal in Form einer Gedenktafel Besucher über die Geschehnisse im Leipziger Zoo objektiv zu informieren und gleichzeitig an die Menschen zu erinnern, die in dieser Zeit des Kaiserreichs hergebracht und zur Schau gestellt wurden. Die Freibeuter haben dies im Stadtrat neulich beantragt.

Dr. Klaus-Peter Reinhold, Stadtrat

Veröffentlicht im Amtsblatt der Stadt Leipzig am 06. April 2024