Anfrage:
Zur Antwort auf die Anfrage der Fraktion Freibeuter die Datenbereitstellung an Google betreffend stellen wir folgende Nachfragen:
- Wie hoch sind die Kosten für die Schnittstelle zur Übermittlung der Echtzeitfahrdaten der LVB an Google?
- Könnte die Verfügbarkeit der Echtzeitinformationen Vorteile für Besucher der Stadt Leipzig bieten, welche keine Kenntnis der lokalen Online-Angebote haben?
- Welcher Preis wäre angesichts der Bestrebung zur Digitalen Stadt für eine solche Schnittstelle angemessen?
Antwort (mündlich in der Ratsversammlung):
Bürgermeisterin Dubrau:
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister! Meine Damen und Herren! Es geht um die Nachfrage zur Datenbereitstellung an Google.
Zur Frage eins:
Die Bereitstellung von ÖPNV-Daten an Dritte wird aktuell durch den Mitteldeutschen Verkehrsverbund bearbeitet. Hierbei liegt der Fokus aktuell auf der Bereitstellung von Soll-Daten. Dieses Ziel wurde nach einem längeren Testzeitraum Anfang Dezember erreicht, und seitdem werden auch über Google Informationen zu dem ÖPNV-Angebot im MDV bereitgestellt. Für die Weitergabe von Echtzeitdaten an externe Systeme bedarf es einer weiteren Schnittstelle, die bezogen auf Google das entsprechende Format überträgt.
Darüber hinaus setzt die Nutzung dieser Daten eine vertragliche Vereinbarung mit den Verkehrsunternehmen voraus, die bisher seitens Google noch nicht angefragt wurde. Da bisher auch noch keinen anderen Unternehmen außerhalb des ÖPNV eine Nachfrage dazu vorliegt, wurden bisher keine Projektkosten für diese Schnittstelle ermittelt. Der Austausch der Echtdaten zwischen den Verkehrsunternehmen selbst erfolgt dagegen auf der Basis eines Standards des Verbandes der deutschen Verkehrsunternehmen und benötigt keine besondere Schnittstelle.
Zu Frage zwei, Kunden des ÖPNV:
Ein hohes Maß an Informationen für die Nutzung von Verkehrsmitteln bereitzustellen, ist natürlich erklärtes Ziel der Verkehrsunternehmen. Das betrifft nicht nur die Soll- und Echtzeitfahrplandaten, sondern auch zum Beispiel den Ticketerwerb und Informationen rund um Verkehrseinschränkungen. Um dieses Ziel zu erreichen, stellen die Verkehrsunternehmen im mitteldeutschen Verband verschiedene Auskunftssysteme wie „EasyGo“, „Leipzig Mobil“, „INSA“ und die in Kürze startende Verbindungsauskunft an stationären Fahrausweisautomaten der LVB bereit. Eine reine Bereitstellung von Echtzeitdaten an Google wird diesem Ziel dagegen im adäquaten Maße gerecht. Im Rahmen des Projekts „Mobility Inside“ entwickelten die Unternehmen des VDV zudem aktuell eine deutschlandweite Auskunft und Ticketplattform.
Ich denke, das ist eigentlich das wichtigste: eine deutschlandweit einheitliche Plattform zu haben. Ziel dieser Plattform ist es, Kunden des ÖPNV deutschlandweit den Zugang zu ÖPNV-Verbindungsauskünften mit Echtzeitdaten und die Möglichkeit des direkten Ticketerwerbs zu geben. Die LVB nimmt dabei als eine der zehn Gründungsgesellschaften dabei eine Vorreiterrolle ein. Auf diesem Weg wird das Ziel für die Kunden erreicht, ohne Kenntnis von regionalen Online-Angeboten und Zugang zu allen relevanten ÖPNV-Angeboten zu erhalten. Ich denke mal, das ist der richtige Weg. – Danke schön.
Stadtrat Morlok (Freibeuter):
In der Beantwortung der ursprünglichen Frage wurde dem Stadtrat mitgeteilt, dass eine Echtzeitübermittlung an Google nicht erfolgt, weil die Schnittstelle, die man dafür benötigt, zu teuer sei. Das war Ihre Antwort in der letzten Ratsversammlung. Sie sind Oberbürgermeister. Jemand hat diese Antwort also in Ihrem Namen abgegeben. Heute erfährt der Stadtrat nun, dass die Projektkosten für die Schnittstelle gar nicht ermittelt wurden. Meine Frage, Herr Oberbürgermeister, ist: Wie können Sie oder Ihre Mitarbeiter wissen, dass die Schnittstelle zu teuer ist, wenn man die Kosten noch nicht ermittelt hat?
Bürgermeisterin Dubrau:
Also wir wissen, dass das auf jeden Fall sehr teuer ist, aber Sie haben ja jetzt nach dem ganz konkreten Wert gefragt. Ich hatte aber vergessen, sorry, die Frage drei zu beantworten. Hierzu ist zu sagen: Der zu bewertende Preis einer solchen Schnittstelle ergibt sich aus den Kosten der reinen Investition, der technischen Realisierung und den laufenden Betriebskosten eines solchen Systems. In Anbetracht der Tatsache, dass bisher auch gar keine Anfrage Dritter vorliegt, wurden hierzu keine ganz konkreten Umsetzungs- und Betriebskosten ermittelt. Dazu wäre nach Erstellung eines entsprechenden technischen Lastenheftes die Durchführung eines Vergabeverfahrens erforderlich. Erst nach dem Vergabeverfahren könnten wir Ihnen die konkreten Kosten benennen.
Wir haben aber natürlich auch in anderen Städten gefragt, was in etwa ein solches Projekt kostet. Deshalb die Aussage: Es ist sehr teuer. Wenn es aber nicht einmal jemand anfragt, wird ein solcher Vorgang natürlich auch nicht durchgeführt. Ich denke mal, dieses Thema, an dem derzeit gearbeitet wird, und insbesondere das neue deutschlandweite System, sollte für die Benutzer einen sehr, sehr großen Sprung in die Zukunft bringen.
Oberbürgermeister Jung:
Danke schön, Frau Dubrau. Es sei mir ein Bonmot gestattet: Ein kluger Mann hat gesagt: Die Daten sind das Uran des 21. Jahrhunderts. Insofern sind wir, meine ich – da schaue ich einmal Herrn Middelberg an -, sind wir sehr, sehr gut beraten, sehr vorsichtig mit der Herausgabe von Daten umzugehen.