Völkerschauen sind ein Thema das man sich heutzutage kaum noch vorstellen kann. Menschen wurden aus unterschiedlichen Ecken der Welt geholt, um vor deutschen Zuschauern präsentiert zu werden – hier in Leipzig. Manche der Teilnehmer kamen zwar aus freien Stücken und unterschrieben Verträge, die ihre Unterbringung (oft im Zoo mit Tieren) sowie die Verpflegung und medizinische Versorgung regelten.
Dabei bewegten sie sich aber im historischen Setting der Kolonialzeit und damit in einem System der strukturellen Ungleichheit. Die Völkerschauen trugen dazu bei, dass sich stereotype Ansichten über fremde Völker als unzivilisiert etablierten. Den Freibeutern fehlt es hier an einer vernünftigen Aufarbeitung dieses ungemütlichen Teils der deutschen und Leipziger Geschichte.
Rückblick, Erinnerung und Reflexion gehören zur deutschen Kultur. Sie ist ein wichtiger Bestandteil des Fortschritts einer Gesellschaft. Es ist deshalb wichtig, mit einer physischen Mahnmal in Form einer Gedenktafel Besucher über die Geschehnisse im Leipziger Zoo objektiv zu informieren und gleichzeitig an die Menschen zu erinnern, die in dieser Zeit des Kaiserreichs hergebracht und zur Schau gestellt wurden. Die Freibeuter haben dies im Stadtrat neulich beantragt.
Dr. Klaus-Peter Reinhold, Stadtrat
Veröffentlicht im Amtsblatt der Stadt Leipzig am 06. April 2024