Neukonzipierung der Europäischen Mobilitätswoche in Leipzig (Bestätigung gem. § 79 (1) SächsGemO) (VIIDS-02247)
Einreicher: Dezernat Stadtentwicklung und Bau
Aus der Ratsversammlung am 19.05.2022
Stadtrat Morlok (Freibeuter): “Sehr geehrter Erste Bürgermeister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! In der Tat: Wir brauchen in der Stadt Leipzig eine Verhaltensänderung. Wir haben das ja auch als Zielvorgabe bereits im Rahmen der Mobilitätstrategie beschlossen, welche Verhaltensänderungen wir erreichen wollen, und auch, welche Maßnahmen erforderlich sind, um zu diesen Verhaltensänderungen zu kommen. Sicherlich ist eine Teilnahme an der Europäischen Mobilitätswoche eine gute Gelegenheit, darauf hinzuweisen, was man noch zu tun hat und wie man es tun muss; welche Möglichkeiten man zum Beispiel schaffen kann, um vom MIV auf den ÖPNV umzusteigen.
Schade ist in dem Zusammenhang, dass wir diesen autofreien Tag an einem Wochenende durchführen, weil viele Problemlagen, die auch wir an diesen grünen Pinselstrichen auf unseren Fahrbahnen immer wieder kritisieren, dann nicht mehr möglich wären. Denn am Wochenende, wenn die Leute nicht arbeiten müssen, ist es wunderschön, den autofreien Ring zu genießen. Wenn Sie unter der Woche einen autofreien Tag veranstalten würden, wenn Verkehrsteilnehmer aus den Randlagen unserer Stadt mit schlechter ÖPNV-Anbindung – die gar keine andere Chance haben, als mit dem Auto in die Stadt zu kommen – in die Stadt kommen müssen, dann hätten Sie ganz andere Problemlagen.
Die Tatsache, dass ein solcher autofreier Tag nur an einem Sonntag möglich ist, zeigt eigentlich die Fehlentwicklung in unserer Stadt. Anstatt die Probleme der ÖPNV-Anbindung in den Randgebieten unserer Stadt zu lösen, kippen wir grüne Farbe auf den Innenstadtring.
Wenn der Oberbürgermeister jetzt da wäre, dann könnte ich ihm empfehlen, sehr aktiv persönlich an einer solchen Mobilitätswoche teilzunehmen und auch einmal in die bei der letzten Oberbürgermeisterwahl bei der Wahlpräsentation schwarz eingefärbten Gebiete unserer Stadt hinauszugehen, und einmal dort nachzufragen, welche Mobilitätsprobleme denn in dieser Stadt vorhanden sind.
Es wäre sehr schön, wenn man eine solche Europäische Mobilitätswoche nicht nur auf den Innenstadtring konzentrieren würde, sondern wenn man vielleicht eine Hauptzufahrtsstraße von draußen in die Stadt an einer Mobilitätswoche einmal komplett für den Autoverkehr sperrt und dort zum Beispiel einen Radweg an einem Tag einrichtet. Das wäre nämlich eine Bewegung hin zu dem, was wir eigentlich benötigen: einer besseren Vernetzung von den Randgebieten zur Innenstadt.
Dass diejenigen von uns, die im Bereich der erweiterten Innenstadt wohnen und arbeiten, eigentlich unter der Woche kein Auto brauchen, ist doch irgendwo selbstverständlich. Die Menschen, die dort leben und wohnen, verstopfen doch nicht den Innenstadtring mit ihren Pkws. Das sind doch ganz andere.
Wenn wir tatsächlich den Individualverkehr auf dem Innenstadtring reduzieren wollen, dann müssen wir verbesserte Alternativen – ÖPNV, Umweltverbund, Radverkehr – für diejenigen in den Randgebieten schaffen. Die Radwege, die wir auf dem Ring markieren, hätten wir viel besser nach draußen markiert. Dann hätten wir einen echten Beitrag bekommen, um tatsächlich den Individualverkehr in der Innenstadt zu reduzieren.
Vielleicht beschäftigt sich der Oberbürgermeister mit diesen Fragestellungen im Rahmen der Europäischen Mobilitätswoche. Wenn er sich damit beschäftigt, lernt er vielleicht etwas dazu. Wenn er etwas dazugelernt hat, dann ist das Geld der Mobilitätswoche gut angelegtes Geld. – Vielen Dank.”
(Es gilt das gesprochene Wort)