Radverkehr auf dem Ring sicher ermöglichen

Radverkehr auf dem Ring sicher ermöglichen (VII-A-02776-NF-02)
Einreicher: Stadtbezirksbeirat Mitte

Aus der Ratsversammlung am 13.10.2021

Stadtrat Morlok (Freibeuter): “Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte zunächst an das anknüpfen, was Frau Dr. Heymann gesagt hat. Was wir in der Stadt brauchen, sind Gesamtkonzepte für den Fußverkehr, für den ÖPNV, für den MIV und auch für den Radverkehr. Wir brauchen integrierte Konzepte, denn weniger MIV ist immer nur dort möglich, wo die anderen Angebote entsprechend vorhanden sind.

Herr Nörlich, wenn Sie sagen, Sie legen 90 Prozent Ihrer Wege mit dem Fahrrad zurück, dann kann ich das gut nachvollziehen als jemand, der im Stadtbezirk Mitte wohnt. Wenn ich im Stadtbezirk Mitte wohnen würde, wäre das vielleicht auch so, dass ich 90 Prozent meiner Wege mit dem Fahrrad oder auch zu Fuß zurücklegen würde. Wenn Sie sich anschauen, wer im Pkw sitzt, die momentan auf den zwei Spuren über den Ring fahren, werden Sie ganz wenige Leute finden, die im Stadtbezirk Mitte wohnen, sondern das sind überwiegend Menschen, die in den Außenbezirken unserer Stadt oder sogar außerhalb der Stadt Leipzig wohnen.

Das heißt also: Wenn wir Verkehrspolitik für die Stadt sinnvoll gestalten wollen, dann müssen wir dies alles in unsere Entscheidungen mit einbeziehen. Wir müssen schauen: Wie ist denn die ÖBNV-Anbindung in unseren eingemeindeten Ortschaften am Rand? Denken Sie, es ist so einfach für jemanden, der in Liebertwolkwitz oder in Holzhausen wohnt und vielleicht in Mitte arbeitet, zu sagen: 90 Prozent der Wege werden locker mit dem Fahrrad zurückgelegt?

Ich glaube, eine Fahrradtour im Stadtbezirk Mitte von A nach B ist etwas anderes als jeden Tag von Liebertwolkwitz mit dem Fahrrad in die Stadt zu pendeln. Da würden Sie vielleicht auch zu anderen Ergebnissen kommen, insbesondere für das Thema Umland. Das heißt, wir müssen unseren ÖPNV in der Stadt ausbauen, Richtung Taktverbesserung in den Randbezirken, Richtung verbesserte Schieneninfrastruktur in der Stadt Leipzig. Immer dann, wenn wir das tun,können wir natürlich auch den MIV reduzieren.

Das ist das Ziel. Da sind wir gar nicht auseinander. Wir haben ja die Mobilitätsstrategie im Stadtrat hier beschlossen. Im Ziel sind wir nicht auseinander. Aber im Unterschied zum Stadtbezirk Mitte, wo Sie natürlich die Interessen der Einwohnerinnen und Einwohner aus Mitte vertreten und zu berücksichtigen haben, haben wir als Stadtrat eben nicht nur die Interessen der Einwohnerinnen und Einwohner aus Mitte zu berücksichtigen, sondern auch die Interessen derjenigen, die von den Randgebieten unserer Stadt mit dem Auto in die Stadt kommen müssen, gegebenenfalls weil die ÖPNV-Anbindung noch schlecht ist.

Deswegen appelliere ich an Sie, heute dem Verwaltungsstandpunkt zuzustimmen. Es geht hier nicht um Ideologie. Niemand ist gegen den Radverkehr, gegen den Umstieg, gegen die Verkehrswende, aber die Dinge müssen integriert, insgesamt betrachtet werden. Einzellösungen für uns hier nicht weiter.

Ich möchte nur ein Beispiel nennen. Wir haben eine Machbarkeitsstudie Südsehne für die Straßenbahn in Auftrag gegeben. Ich bin gespannt,
wie wir hier in diesem Hause diskutieren werden, wenn wir die Studien auf den Tisch liegen haben und die Frage ist: Wie geht es künftig in der Kurt-Eisner-Straße weiter, wo so schöne Bäume stehen, wenn wir anfangen, Straßenbahnen zu bauen.

Dann müssen wir auch abwägen: Was ist uns wichtiger, die neue Verkehrsinfrastruktur für die Straßenbahn oder die Bäume in der Kurt-Eisner-
Straße? Dann müssen wir auch eine gesamtstädtische Entscheidung treffen und eben nicht nur das berücksichtigen, was die Menschen, die in der Kurt-Eisner-Straße wohnen, als richtig empfinden. – Vielen Dank.”

(Es gilt das gesprochene Wort)